Freunde/Feinde

Die Freunde des Usenet

 

Die Freunde des Usenet sind schnell aufgezählt. Es handelt sich vor allem natürlich um die Nutzer des Usenet. Die zählen inzwischen jedoch noch mehrere Millionen weltweit.

 

Freunde des Usenet sind natürlich auch die Zugangsanbieter zum Usenet, genauer gesagt zu den einzelnen Newsservern, aus denen das Usenet besteht.

 

Freunde des Usenet, soweit dort überhaupt bekannt, sind darüber hinaus sämtliche Bürger und Politiker dieser Welt, die sich eine freiheitliche Demokratie und einen Rechtsstaat vorstellen. Denn das Usenet ist in viel höherem Maße als das Web zur weltweiten Völkerverständigung und Diskussion auch über brisante politische Themen geeignet, da es nicht zentral auf irgendeinem Server liegt, sondern dezentral und damit weit gehend Zensur resistent ist.

 

Wenn auch Sie ein Freund demokratischer Prozesse in der Welt sind, dann müsste das Usenet und sein dreißigjähriger Geburtstag auch für sie ein Grund zum Feiern sein.

Die Feinde des Usenet

 

Die Feinde des Usenet finden sich leider nicht nur unter Politikern, die vehement trotz gegenteiliger Fakten das Internet als rechtsfreien Raum bezeichnen, um damit noch mehr Überwachung des Internets politisch durchsetzen zu können, die Feinde des Usenet finden sich auch zahllos in der Industrie.

 

Sicherheitsfanatiker unter den Politikern und Polizeibeamten ebenso wie die Industrie haben ein gemeinsames Interesse. Nämlich die totale Kontrolle sämtlicher Nachrichten- und Diskussionsströme.

 

Gerade dieser Kontrolle entzieht sich das Usenet in viel höherem Maße als das Web oder auch Filesharing Börsen.

 

Insbesondere die Musikindustrie, vertreten durch die GEMA wie auch einige Major Labels haben schon mehrfach vor verschiedenen Gerichten in Deutschland mit Klagen versucht, das Usenet insgesamt als illegal zu deklarieren und verbieten zu lassen.

 

Doch mit diesem Verlangen sind sie bisher an jedem Gericht der Welt gescheitert. Das Oberlandesgericht Hamburg, eigentlich berüchtigt für seine einseitige Rechtsprechung zu Gunsten der Contentindustrie, hat sich in einem seiner Urteile über dieses Verlangen sogar lustig gemacht.

 

Die Feinde des Usenet sind prinzipiell auch die Feinde jeder unkontrollierten Kommunikation und genau genommen auch die Feinde jeder Demokratie.

Möglichkeiten der friedlichen Verständigung

 

Es gibt Möglichkeiten zur friedlichen Verständigung zwischen den Feinden und den Freunden des Usenet. Allerdings nur, wenn die Feinde überhaupt zu einer Verständigung und Verständnis bereit sind.

 

Denn das Instrument des Admin Cancels ist geschaffen worden, um Rechtsverletzungen aus dem Usenet insgesamt entfernen zu können.

 

Darüber hinaus hat eine Privatfirma im Auftrag zweier Filmstudios sowie eines Labels im Frühjahr dieses Jahres bewiesen, dass eine vollständige Löschung von in diesem Fall mehr als 300 verschiedenen Kopien bestimmter Filme beziehungsweise eines Albums aus dem Usenet relativ unproblematisch möglich war, sogar unabhängig davon, ob der Admin Cancel auf einem News-Server ignoriert wird oder nicht.

 

Natürlich kostet eine solche Dienstleistung Geld, Geld, das der in seinen Rechten Verletzte aufbringen muss, um erstens Rechtsverletzungen zu seinen Lasten im Usenet überhaupt zu finden und sie zweitens entfernen zu lassen. Doch in diesem Punkt sind die Musik und Filmindustrie, die Softwareindustrie und die Verlage nicht im Mindesten besser gestellt als der private Autor eines Textes oder Fotograf beziehungsweise Grafiker eines Bildes, der schließlich auch auf seine Kosten nach Rechtsverletzungen zu seinen Lasten forschen muss oder diese eben hinnimmt.

 

Wenn sich die Industrie auf der einen Seite verhandlungsbereit zeigen würde und ihre Forderungen auf ein vernünftiges Mindestmaß zurück drehen würde, dann wären auch umgekehrt die meisten Administratoren von News-Servern bereit, mit der Industrie bei der Löschung von rechtswidrigen Beiträgen zusammenzuarbeiten. Sie wären sogar bereit, schwarze Schafe in den eigenen Reihen, die sich nicht an die Usenet Statuten halten, zu verwarnen und als schlimmste Strafe vom Peering mit anderen Newsservern abzuschneiden.

 

Denn gerade das Usenet ist, obwohl in hohem Maße Zensur resistent, weit davon entfernt, ein rechtsfreier Raum zu sein. Es ist zwar richtig, dass das Usenet ausschließlich von Beiträgen seiner User gespeist wird, es ist jedoch genauso richtig, dass jeder News-Server von einem mehr oder minder verantwortungsvollen Administrator verwaltet wird, der auch bereit ist, Rechtsverletzungen, die über seine News-Server begangen wurden, wieder aus dem Usenet zu löschen.

Das Usenet nicht bekämpfen, sondern nutzen!

 

Man könnte Internet und Usenet auch benutzen, selbst für kommerzielle Interessen.

 

Die Musikindustrie hat als einzige bisher gemerkt, das mit einer sinnvollen Nutzung des Internets als Marketing und Vertriebsinstrument die einbrechenden Umsätze aus dem CD Geschäft zunehmend ausgeglichen werden können.

 

Doch das man auch das Usenet dafür nutzen könnte, hat sich in den Vorstandsetagen bisher noch nicht herumgesprochen.

 

Alle Übrigen benutzen zwar das Internet über eigene Webseiten als Marketinginstrument, bekämpfen es jedoch ansonsten vehement und wollen es überhaupt nur zulassen, wenn eine totale inhaltliche Kontrolle des Internet stattfindet. Insoweit unterstützen sie auch die antidemokratischen Bestrebungen etlicher Politiker und sehen neidisch nach China.

 

Das Usenet bekämpft man, indem man immer wieder einzelne Usenet Provider vor den Kadi zerrt. Selbst wenn der Prozess für den Usenet Provider restlos gewonnen wird, so hat es ihn doch einiges an Nerven und Zeit gekostet, soweit er überhaupt die finanziellen Mittel hatte, den Prozess durch alle Instanzen durch zu fechten. So mancher kleinere Usenet Provider hat bereits dichtgemacht, weil er sich die Prozesskosten noch nicht einmal in der ersten Instanz hätte leisten können.

 

Dabei bietet das Usenet, insbesondere für größere Dateien, eine ideale Vertriebsmöglichkeit. Nach dem, was sich die Musikindustrie in Sachen DRM früher geleistet hatte, wo man so weit ging, Programme auf den Gast PC ungefragt zu installieren, die man mit Fug und Recht als Schadprogramme ähnlich einem Virus oder Trojaner bezeichnen kann, ist DRM natürlich insgesamt ziemlich in Verruf geraten.

 

Trotzdem würde es vermutlich akzeptiert, dass man einen Film für eine beliebig lange Nutzungsdauer freischaltet, vorausgesetzt natürlich, der Preis für die Freischaltung liegt deutlich unter dem Preis für den Kauf einer DVD.

 

Bei einem Vertrieb über das Usenet würden der Contentindustrie noch nicht einmal irgendwelche Traffickosten entstehen, denn die Traffickosten bezahlt der User über seinen Vertrag mit dem Usenet Provider.

 

Schon aus diesem Grund könnten bei einem Vertrieb über das Usenet Freischalt Preise noch erheblichen Gewinn versprechen, die sich sogar ein Hartz4-Empfänger zumindest ein bis zweimal im Monat leisten könnte. Und derer werden bekanntlich immer mehr.

 

Die Erfahrungen der Musikindustrie haben gezeigt, dass man sich Kunden schaffen muss statt sie zu bekämpfen. Kunden schafft man sich, indem man die Nutzung zu vernünftigen Preisen anbietet, die der massenhaften Verbreitungsmöglichkeit ohne zusätzliche Kosten für Kopien, Vertrieb und Logistik auch Rechnung getragen.

 

Gerade zum 30 jährigen Geburtstag des Usenet sollte die Industrie vielleicht einmal darüber nachdenken, warum das Usenet, trotz eines scheinbar völlig veralteten Protokolls, seit Jahren eine zunehmende Renaissance feiert.

 

Das Usenet ist wesentlich älter als viele kurzlebige und erfolglose Vertriebsversuche der Contentindustrie. Das Usenet könnte die Contentindustrie sogar überleben, falls diese nicht Modelle findet, die dem Internetzeitalter angepasst sind.